„You Talkin’ To Me?“ K I - Wie funktioniert eigentlich künstliche
Intelligenz?
3.2. – 21.2.2020
Das Prinzip der künstlerischen Echo-Maschinen von Jan Neukirchen, die auf der Basis von Algorithmen Textwiederholungen
und Verfremdungen produzieren, wird auf spielerische Weise in analoger Form nachempfunden. Spiele wie Stille Post dienen als Ausgangunkte für bildnerische und performative Prozesse, in denen die
Akkumulation von Wissen, Bildelementen und Klängen zu neuartigen Formen führen können.
Dabei finden selbst erfundene Rhythmen, Geräusche und Klänge ihre Darstellung im zeichnerischen Ausdruck. Die entstanden Zeichnungen werden wiederum vertont und weiter interpretiert. Durch Spaß am akustischen Ausprobieren, genauso wie durch Nebengeräusche oder Unkonzentriertheit werden Störungen im Kommunikationssystem verursacht, die dem Prozess eine Offenheit verleihen.
Ein Rückblick:
Kommunikation, was ist das eigentlich? Welche Möglichkeiten der Kommunikation kennen und beherrschen wir? Sprache, Gebärden, Morsezeichen, Musik, Sirenen, aber auch das Internet, Chatrooms, soziale Netzwerke…
In der Ausstellung „You talking to me“ zeigte der Künstler Jan Neukirchen, was für eine breite Kommunikation Objekte bestehend aus Sperrmüll und Autohupen mit Namen wie der „Hässliche“ erzeugen können. Jeder ist schon einmal freundlich angehupt worden oder hat erlebt wie Autofahrer im Stau gestresst auf die Hupe drücken. Auf Hochzeiten wird festlich gehupt oder man wird durch Hupen auf eine Gefahr hingewiesen. Jan Neukirchen entwickelt eine ganze Gesprächsstruktur, die die SchülerInnen ganz einfach verstehen konnten. Je nach Länge und Lautstärke des Tons entstand eine andere Wahrnehmung. Dieses Phänomen wollten wir näher untersuchen. Die Gespräche am Telefon oder in whats app Gruppen des letzen Tages wurden in Linien sichtbar gemacht. jeder entwickelte für sich Regeln der Darstellung. Ein gutes, eindeutiges Gepräch bekam zum Beispiel eine grade Linie, ein kompliziertes Gespräch eine zackige Linie. Steht der Kommunikationspartner mir nah oder ist er eher ein ferner Bekannter? So analysierten die SchülerInnen die private Kommunikation des Tages und stellten sie als grafische Komposition dar.
Das Prinzip der künstlerischen Echo-Maschinen von Jan Neukirchen, das auf der Basis von Algorithmen, Textwiederholungen und Verfremdungen produzierte, probierten wir mit selbstgebauten Dosentelefonen analog aus. Sätze wurden weitergegeben, verstanden oder missverstanden, gezeichnet, wieder in Sprache übersetzt, per Dose verschickt usw. Es entstanden immer wieder neue kreative Interpretationen, was als sehr positiv empfunden wurde. Das Verfremden der Information gab aber auch Anlass zu Diskussionen über Verlässlichkeit von google und Sprachassistenten.
Die dritte Arbeit von Jan Neukirchen zeigte Darstellungen von Kommunikationsbäumen. Er machte in seiner Arbeit die digitale Struktur der Kommunikationsplattform Reddit sichtbar, bei der es auch möglich ist, immer wieder neue Kommunikationsäste entstehen zu lassen. Es endet in einem Kommunikationschaos. Wir versuchten dieses Chaos nachzuempfinden. Das, was in der Schule eigentlich verboten ist, wurde jetzt die Regel erhoben. Jeder Schüler sollte einen Ausschnitt aus Bild „Die Versuchung des hl. Antonius“ von Hieronymus Bosch beschreiben und zwar gleichzeitig. Die Kakophonie haben wir mit einem Mikrophon aufgenommen, abgespielt und versucht, einzelne Wörter zu filtern und zu notieren. Diese Wörter wurden von den SchülerInnen zeichnerisch umgesetzt und alle Blätter zusammengesetzt. So konnten wir zum Schluss das Original von Hieronymus Bosch mit unserer neu entstanden Version vergleichen.
Kann man Licht anfassen? Und wenn ja, müsste es dann nicht herunter fallen?
Gibt es wirklich einen Licht-Welle? Was ist Teilchendualismus? Und ist unsere Energie messbar?
Durch die Werke des Künstlers Martin Hesselmeier konnten wir physikalische Phänomene in seinen Arbeiten visuell nachvollziehen. Nicht nur die „Lichtmalerei“ mit Hilfe von vier kleinen Robotern und die Auswirkung des Luftdrucks auf zwölf Wasserkanister beeindruckten, auch die Hör- und Sichtbarkeit von Mikroenergie, die wir durch unsere Anwesenheit erzeugten, erlebten die Kinder und Jugendlichen in einer Installation des Künstlers als spannend.
Das Sichtbarmachen von Energie/ Kraft probierten wir mit einer Kettenreaktion von Holzplatten aus (Dominoeffekt). Ein Pinsel am Ende der Kette malte einen winzigen roten Punkt.
Die Arbeit „the weight of light“ erinnerte stark an eine Murmelbahn, die wir in analoger Form im Atelier nachempfanden. Wie viel Energie bedarf es, eine Murmel durch eine Hohlkehle zu schnippen oder durch eine selbst gebaute Murmelbahn zu rollen? Die feinen oft winzigen Farbspuren an den Murmeln machten die Bewegungsenergie sichtbar.
Experimentelles in der Vor-Weihnachtszeit: Schokoladennikoläuse wurden durch Wärmeenergie eines Föns verformt. Jugendlichen haben durch ein erneutes Schmelzen der Schokolade immer wieder neue Gestaltungsansätze gefunden. Mit Buntstiften bestückte Akkuschrauber und Mixer ergaben dagegen neue und überraschende Bilder. Ob Energie vom Akku oder aus der Steckdose, die Apparaturen erbrachten unterschiedlichsten Spuren und machten Unterschiede der Energiezufuhr eindrucksvoll sichtbar.
Wie verändert sich ein Raum durch Verschieben von Wänden? Was passiert wenn wir mit schwarzen Klebestreifen eine Steckdose kennzeichnen oder gemeinsam eine grafische Form wachsen lassen?
Der Platz in der Fensterbank im Ausstellungsraum war der ideale Ort um zu experimentieren und den dokumentierten Remix von Bildmotiven in den Büchern des Künstlers Tim Cierpiszewski in Augenschein zu nehmen. Die geometrischen Muster erinnerten an Computerspiele, Seifenblasen, Pusteblumen und an den Zirkus, das Motiv der Einladungskarte an eine Schallplatte.
Alles ist irgendwo entnommen und neu zusammen gesetzt, das wurde den Kindern und Jugendlichen schnell klar. „Das ist alles nur geklaut...“
Dass sich Kunstschaffende häufig auf Vorbilder oder Gefundenes beziehen, um etwas Neues daraus zu machen, lernten die Teilnehmenden schnell: Nicht nur der Kreis des Hauptmotivs von LIKE A HOUSE war ein Zitat des Künstlers Friedrich Vordemberge Gildewart, sondern sogar der Titel der Ausstellung: LIKE A HOUSE ist eine Übersetzung des VG Zitats „... ein Bild ist gebaut wie ein Haus“.
Die einzelnen Bildmotive den MitschülerInnen hinter den großen Wänden genau zu beschreiben war eine Aufgabe für die Grundschüler. Auf einem großen Blatt wurde eifrig das Beschriebene zeichnerisch umgesetzt und alle Motive zusammengesetzt.
Der Grundgedanke ein Remix von geometrischen Bildmustern, die aus dem Netz stammen und variabel komponiert werden, ließ im Atelierraum mit Geschenkpapier, fotografierten Mustern eines Stadtrundgangs, Ausschnitten aus den gezeigten großformatigen Wandarbeiten eigene Werke entstehen. Natürlich durfte als Material, inszenierte Selfies vor den Wänden und das Motiv der Einladungskarte nicht fehlen.
Die entstandenen Arbeiten wurden mit oder auch ohne schwarzes Klebeband zu einer „Wandbild-Collage“ zusammengefügt.
Wer hat schon einmal gedruckt? Nicht nur mit dem Ducker?
Was ist eigentlich ein Hochdruck? Mit Hilfe von Kartoffeln und großen Holzbuchstaben haben wir festgestellt, wie schwierig es früher war, Texte zu reproduzieren und wie grandios die Erfindung der bewegliche Lettern von Johannes Gutenbergs (1450) war.
Einen großen Druckstock aus Holz konnten wir uns in der Ausstellung anschauen. Der Künstler Nasan Tur macht Tweets zu Holzschnitten, transportiert die alte Technik in unsere digitale Zeit. Da er nicht den Druck, sondern den Druckstock ausstellt, wird schnell klar, dass was einmal weggeschnitten ist für immer weg ist! Fehler darf man nicht machen. Außerdem müssen Texte natürlich spiegelverkehrt geschnitten werden. Dazu passt gut Sophia Pompérys Serie „Punkt“, weil sie die Entwicklung der Druckgeschichte anhand der Schlusspunkte verschiedener Erstausgaben zwischen 1798 und der Gegenwart veranschaulicht.
Warum macht eine Künstlerin solche Bilder? Die Entstehung der Siebdrucke von Hannah Regenberg vollzogen die SchülerInnen mit Hilfe des ausgeschnitten Buchstabens T nach. Es wurde ein Muster gelegt, das auf ein Balkensystem reduziert wurde. In Gruppenarbeit durfte selbst ausprobiert werden, wie man ein Bild mit Balken komponieren kann und diskutiert wie unterschiedlich gestaltete Blätter auf einen wirken.
Die Künstlerin Kati Gausmann konnten einige SchülerInnen persönlich interviewen und der Künstlerin bei der Herstellung einer ungewöhnlichen Radierung auf Acrylglas über die Schulter schauen.
Wiebke Wilms „Abstrusenstrudel“ gab Anregung zu den vielfältigsten Objekten. Von Hutkreationen bis hin zu Flugobjekten war alles dabei. Aus Pappstreifen und Klebeband entstand erst ein Gerüst, das mit Zeitungsauschnitten beklebt wurde. Der Fantasie war keine Grenzen gesetzt und alle hatten viel Spaß bei der Vorstellung ihrer Objekte, die natürlich auf einem Podest präsentiert wurden.
Auch die Drucktechnik Monotypie kam zum Einsatz. Gemeinsam einen Druck herstellen ohne zusehen, was gezeichnet wird, sorgte für viel Überraschung, wenn das Blatt von der Druckplatte genommen wurde. Diese Technik durften die TeilnehmerInnen dann natürlich auch alleine ausprobieren und die vielen entstanden Papiere mit Farbe weiterarbeiten.
Es gab so viel auszuprobieren, dass die Zeit meistens leider nicht ausreichte!
So viel Sand! Ist hier eine Baustelle oder ein Spielplatz? Schnell wurde den Kindern und Jugendlichen in der Rauminstallation von Sophia Pompéry und Lena von Goedeke klar, dass hier eine Landschaft gestaltet wurde, nur nicht mit Farbe und Pinsel sondern mit Sand, Klebefolie. Straßen, Wege, Schriften waren durch Begrenzungen und Regelsysteme bestimmt, wie auf einer Landkarte . Die gestalteten Sandverwehungen durften also nicht berührt und verändert werden.
Auf der breiten Fensterbank des Ausstellungsraums fanden die Kinder dagegen ein Experimentierfeld. Hier konnten sie eigene Versuche mit Sand und Klebefolie und einem Fön zu machen.
Der Fußbodens des Ausstellungsraums mit seinen grauen Farbverläufen erinnerten einige Teilnehmer an Wasser. Den Künstlerinnen diente er als Anregung und Grund zu ihrer Arbeit. Auch für die jungen Teilnehmenden wurde ein bewegter Untergrund immer mehr zur Basis ihrer eigenen Installationen. Im Atelierraum haben sie deshalb mit Kohlestiften großformatige Papiere hergestellt, von denen sie Ausschnitte herausschnitten und neu zu einem einzigartigen Untergrund zusammensetzten. Bei der Weiterarbeit mit Schriftfragmenten aus Zeitungen und Sand wurden Themen wie Spielplatzgestaltung, Umweltverschmutzung, Politik, fridays for future diskutiert und bildnerisch umgesetzt.
Was haben Milchtüten in einer Kunstausstellung zu suchen? Ist jetzt hier ein neuer Appel Store oder warum hängt an der silbernen Wand ein leuchtender Apfel? Die Frage, die sich beim ersten Rundgang anschließt, lautet: Wie muss ein Kunstwerk aussehen, so dass wir es für wertvoll halten. Ist es mehr Wert, wenn es aus einem teuren Material gefertigt wurde, oder kann es auch aus ganz banalem Material bestehen? Sieht eine Zahnbürste auf einem Podest doch auf einmal anders aus als zu Hause im Badezimmer oder hat sie vergoldet nun keine Funktion mehr?
Die TeilnehmerInnen haben sich diesen Fragen durch Experimente angenähert: Um Erwin Wurms Figur aus Würsten zu begreifen, haben sie sich in Siegerpose aufgestellt, ganz wie das Kunstwerk
mit dem Titel „Gigant klein, Ich, ideal“. Diese „five minutes pictures“ haben geholfen zu verstehen, dass wir, genauso wie Würstel und Gurken einzigartig sind, aber doch immer wieder der
Mensch erkennbar ist. Die SchülerInnen formten anschließend aus Modeliermasse die unterschiedlichsten „Erdnüsse“, jede einzigartig, aber sofort als Erdnuss erkennbar. Via Lewandowskys Skulptur
„Vati hat den Faden verloren“ bot Anregungen zu verschlungenen Verknüpfungen aus Nudelhörnchen. Mit Draht und Klebeband konnten die Teilnehmenden eigene Verbindungen schaffen und schufen so aus
einem alltäglichen Material eine künstlerische Form, die – wie Via Lewandowskys Skulptur - an der Grenze zwischen zweckfrei oder funktionaler Verkettung scheinen konnte, z. B. wie Hosenträger.
Angeregt durch Marion Tischlers Icons auf Spiegeln schufen die Teilnehmenden viele Piktogramm-artige Geschichten, die viel Gesprächsstoff boten.
704 Milchtüten, aufgereiht am Boden, sowie Renke Brands Fotocollagen, in denen er Gesichter unter hauchdünnen Käsescheiben zum Verschwinden bringt, reizten zu Experimenten: Was passiert, wenn man
eine Ordnung durcheinander bringt, wie können Filter in der Fotografie zu neuen Sichtweisen auf die Dinge führen? Mit „eigenen“ Milchtüten wurden vielfältige Ordnungssysteme
entwickelt.
Die Ergebnisse aus zahlreichen Workshops wurden in einer Ausstellung präsentiert, die man sich nun im virtuellen Rundgang unter dem Titel „360° - art“ ansehen kann.
„Das habe ich gesehen!“ „Der Künstlerin habe ich geholfen!“ Ach, die Bauzäune sind für eine Ausstellung gewebt worden!“ „Ich habe eine rosarote Brille bekommen“!, so einige Stimmen der
Teilnehmenden, die immer wieder zu hören waren und die sich auf die Kunstaktionen am Neumarkt im Rahmen des Projekts Tangency bezogen..
Dort hatten acht Künstler*innen eine Woche den Neumarkt erkundet und ihre Ergebnisse in der Ausstellung so urban in hase29 präsentiert, wo die SchülerInnen ein Déja-vue-Erlebnis hatten, denn der
Neumarkt gehört für die meisten zum Schulweg. Das Video von Diana Sirianni begeisterte. Alle waren sich einig, dass sie der Künstlerin beim Plakatieren sicher geholfen hätten, wenn sie an ihr
vorbei gegangen wären. „Schade, dass ich nicht da war!“
Die Webmuster in Bauzäunen von Katerina Kuznetcowa und Alexander Edisherow waren Vorbilder für eigene Farbsymboliken und Kreationen mit Schleifenband. Auch die Welt einmal durch eine rosa Brille
zu sehen, wie die Passanten am Neumarkt in dem Video von Jakob und Manila, war für die Kinder und Jugendlichen spannend. Sie haben ihre Sinneseindrücke auf Transparentpapier gezeichnet und
anschließend zu einer rosa Filmrolle zusammengefügt. Dabei entstanden kleine Geschichten, die sich beim Abrollen und Entschlüsseln der Bilder ergaben.
Die Ergebnisse aus den Workshops wurden in einer Ausstellung präsentiert, die in einem nächsten Schritt von einer Jugendgruppe digital weiterverarbeitet. Durch das Projekt 360 ° - Wir schaffen
Kunst mit Weitblick sind die Bilder und Objekte in einem spannenden virtuellen Rundgang auch online anzuschauen.
Smart Nature bot einen spannenden Einblick in die vielseitigen Möglichkeiten, wie KünstlerInnen die Natur erforschen, entdecken und eigene intelligente Welten schaffen. Mit Folie, Strohhalmen und Hölzern haben die SchülerInnen gemeinsam eine „Gerüst“ gebaut, ganz nach dem Vorbild von Andreas Gehlens Rauminstallation. Jeder musste dabei auf die Veränderung des Vorgängers reagieren, Einstürze waren vorprogrammiert. Die Arbeit „Fitting“ von Gereon Krebber animierte dazu, gemeinsam ein großes naturähnliches Objekt aus Plastiktüten zu gestalten, und die Produktnamen der Kunstrasenmuster in der Arbeit von Vlatka Horvat gab Anlass zu interessanten Diskussionen: Wie muss ein Rasen heißen, damit ich ihn kaufe? Wo muss er in der Installation liegen, damit er mir als erstes auffällt? Ist es richtig, dass wir den Rasen bei dem heißen Wetter gießen oder ist ein Kunstrasen ökologischer?
Kuscheltiermetamorphosen stellten die älteren SchülerInnen her und hatten viel Spaß dabei, niedliche Kuscheltiere aufzutrennen um daraus wieder etwas Neues entstehen zu lassen.
In der Ausstelllung konnten die Kinder und Jugendlichen einmal erleben, was es bedeutet einmal in die Rolle eines anderen zu schlüpfen, Sie haben mit Kleidungswechsel experimentiert und auf diese Weise sich und ihre Klassenkameraden einmal anders betrachtet. Ausgehend von Portraitfotos haben sie in der Technik der Monotypie viele Gesichter gedruckt und ihre ganz persönliche Sicht auf den anderen wiedergegeben.
Was ist eine Illusion? Oder eben keine Illusion? Wie erzeugen Künstlerinnen und Künstler Räumlichkeit durch das Aufschichten von Farbe? Wie behandeln sie Farbe, wenn sie keine Raum-Illusion
erzeugen?
Mit Buntstiften, Strohhalmen, Gouachefarben und breitem Pinsel verwandelten Jugendgruppen den Atelierraum hase29 in einen Farbraum. Jede Gruppe fügte am Ende ihrer Schaffensphase ihren Anteil
hinzu. Ausgangspunkt waren die malerischen Ansätze von Karin Kopka-Musch, die ihre Malerei im Raum ausbreitete. Auch wurden die Herangehensweisen von Susanne Ackermann und Christoph Peter Seidels
mit unterschiedlichen Techniken methodisch nachempfunden. So stand zunächst das Geräusch im Vordergrund. Auf großformatigen Papierbahnen wurde gemeinschaftlich der Rhythmus und die Vertonung von
fließenden Linien erprobt. Die Ergebnisse, farbige Zeichnungen mit rhythmischen Linien, wurden nach und nach an Wänden und Zimmerdecke platziert. Das Papier fand sowohl in Bahnen als auch
zerknüllt oder zerrissen Verwendung in der raumfüllenden Installation. Dazu wurden farbige Strohhalme geschichtet oder zu langen Linien miteinander verbunden, die auch den Ausstellungsraum mit
einbezogen. Schülerinnen und Schüler der eingeladenen Einrichtungen erprobten unterschiedliche künstlerische Techniken und fügten anschließend alles zu einer beeindruckenden Collage zusammen.
Perspektivwechsel. Erst die Kunst und dann…
Experimentieren - Gestalten – Kuratieren: Schüler machen Ausstellungen
hase29 wird zum Labor für experimentelle Kunst: Die Werke der Ausstellungen geben vielfältige Anlässe um unterschiedliche Gestaltungsansätze kennenzulernen und selbst kreativ zu werden. Techniken
und Material variieren in den vier Ausstellungsblöcken. Gearbeitet wird vor den Werken der Ausstellung und im Atelier. Der Clou: Am Ende kuratieren die Jugendlichen ihre eigene Ausstellung und
laden die Öffentlichkeit zur Eröffnung ein.
WE MEET BIOS - Ausstellung mit Arbeiten von Schülerinnen und Schülern
Lerngruppen aus drei Schulen begegnen in wechselnden Ausstellungen immer wieder neuen Kunstwerken.
Über drei Monate haben die Jugendlichen im Kunstraum hase29 in den vier BIOS Ausstellungen Kunstwerke und unterschiedliche künstlerische Techniken kennen gelernt, die sie anschließen unter
Anleitung von Künstlerin Birgit Kannengießer im hase29-Atelier selbst erprobt haben. So lautete denn auch der Titel der Ausstellung WE MEET BIOS, zu der die Schülerinnen und Schüler am Samstag,
27.1.2018 eingeladen haben. Ihre Objekte, Collagen und Malereien präsentierten sie einem zahlreichen Publikum. Eltern, Lehrerinnen und Lehrer und Geschwister zeigten sich beeindruckt und ließen
sich von den jungen Kunstschaffenden durch die Ausstellung führen, während die Künstlerinnen und Künstler der BIOS Ausstellung zur Finissage ihres Austauschprojekts einluden.
BIOS 1
Spannende Experimente nicht nur mit Wasser, Spüli und Tinte wie die Künstlerinnen Angelika Höger und Lucie Marsmannn sondern auch den Entstehungsprozess der Skulpturen von Frank Gillich haben die
Teilnehmenden in praktischen Übungen nachvollzogen. Aus mitgebrachten Fundstücken, vom Schuh bis zum Kronkorken, haben die Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Jahrgänge Objekte geschaffen,
die sie anschließend entweder mit einer Papierschicht überzogen oder mit Farbe besprüht haben. Aus Materialcollagen entstanden vielgestaltige Objekte, die ihr Zustandekommen aber unter dem
farbigen Überzug als Geheimnis bewahren.
Bios 2
Wie können gleiche und dennoch amorphe Formen im Gleichgewicht gehalten werden, wenn sie hoch aufgestapelt werden? Mit Eierpappen haben die Teilnehmenden der Workshops die Formensprache der
Bildhauerin Caro Enax nachempfunden und im gemeinsamen Prozess ein Kunstwerk entstehen lassen. Lars Rosenbohms großformatige Collagebilder regten dazu an, aus mitgebrachtem Material eigene
Kompositionen zu entwickeln. Auch die Linienführung in den Werken des Bildhauers Robert Stieve wurde von den Workshop Teilnehmenden mit Kamm, Zahnspachtel und Kartoffel nachempfunden.
Bios 3
Angeregt von den Bildern des Malers Josef Brune haben die Schülerinnen und Schüler mit langstieligen Pinseln und viel flüssiger Farbe eigene, großformatige und farbintensive Landschaften gemalt,
die sie wie der Künstler als Abstraktionen von Landschaftsaufnahmen entwickelt haben. Die Komposition der Rauminstallation von Merle Lehmbeck wurden zum Anlass genommen, mit Schaschlickspießen
eigene Formen zu entwickeln und diese auf der Fläche anzuordnen. Dabei wurde den Teilnehmenden bewusst, dass diese Arbeit auch eine Form der Auseinandersetzung mit der Frage ist: „Bin ich ein
„ordentlicher“ oder eher ein "Chaos Mensch?“
Bios 4
Die Bilder in der Ausstellung BIOS 4 erzählten auf unterschiedliche Weise Geschichten von Umweltkatastrophen, Alpträumen oder Kinofilmen. Unter dem Eindruck der Kunstwerke von Hendrik Spiess, Helene Wolf und Gabriele Undine Meier haben die Kinder und Jugendlichen mit Knetgummi und Spielzeugautos, alten Fotografien und Pergamin Papier und Zeitungsausschnitten selbst kleine, unwirkliche Szenen bildnerisch und plastisch dargestellt.
Auf Reisen gehen oder: Ich packe in meinen Koffer...
Dauer: 1 ½ bis 3 Stunden
Bilder wie ein Tagebuch – wir begeben uns mit zwei niederländischen Künstlern auf Reisen durch Landschaften und ihren Geschichten. Wie durch ein Mikroskop blicken die Künstler Hans Lemmen und
Stan Klamer auf Landschaften. Ihre Bilder sind wie eine Zustandsbeschreibung der Gesellschaft, die diese Landschaften geprägt haben. Wir sehen menschenähnliche Wesen, Hunde und Mischwesen in
karger Ackerkultur oder eine Art Landkarten mit Gebrauchsgegenständen. Sind es Gerätschaften von Menschen, die die jeweilige Landschaft bevölkert haben? Bei Hans Lemmen und Stan Klamer werden
Landschaften zum Spiegelbild moderner Zivilisation.
Stan Klamer reist eher von seinem Sessel aus. In seinem Atelier in Amsterdam mit Blick auf den Hafen liest er in Büchern, recherchiert in Enzyklopädien und beginnt seine Reise
auf weißem Papier. Sein Zeichenpapier färbt er mit Aquarellfarbe, bevor er Wege oder Grenzen zeichnet und die Zwischenräume mit piktogrammartigen Gegenständen und Personen füllt. Durch Falten des
Papiers entstehen Linien und Raster wie bei einer Landkarte, jedoch nutzt der Künstler diese Linien für seine farbige Gestaltung.
Hans Lemmens Reise beginnt dagegen gleich hinter seinem Haus. Dreimal täglich führt er seine Hunde in der industriell bewirtschafteten Landschaft aus. Auf einem Acker sammelt er
regelmäßig Fundstücke ein. Dabei handelt es sich um Tonscherben und Faustkeile aus grauer Vorzeit. Diese regen die Fantasie des Künstlers an. Es entstehen Bilder mit mythischen Figuren und
Geschichten. Wer hat dort gelebt? Was hat dort stattgefunden? Sein großformatiges Papier legt er zunächst auf den Boden seiner Bauerndiele, wo sich die Fußabdrücke von Hühnern und Hunden
ansammeln. Dann, auf dem „schmutzigen“ Papier beginnt seine Reise in die Landschaft und Vergangenheit.
Unsere Reise beginnt mit der Herstellung eigener Landschaften. Nach einem Ausstellungsrundgang werden auch unsere Landschaften - angeregt von den Arbeiten der beiden Künstler - bevölkert werden.
Unter Einsatz von Handy, Kohle und Stiften entstehen Wimmelbilder, aber auch Landschaften mit außergewöhnlichen Bewohnern. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Das Erfinden eigener
Geschichten ist ausdrücklich erwünscht!
Nicht ganz planvoll „re-formieren“ wir unsere Eindrücke von der Ausstellung und entwickeln ein Gemeinschaftswerk. Angeregt von der Arbeitsdisziplin der Künstlerin Lis Schröder, der
Wortfindungsspezialistin und Interviewerin Sigrid Sandmann und dem Comiczeichner Oliver Grajewski werden wir nach vorgegeben (Spiel-)Regeln Gedanken, Begriffe, Sätze in Sprechblasen formulieren
und wie beim Domino auf unterschiedliche Weise zusammensetzen. Gezeichnete Bilder dürfen ergänzt werden, so dass sich Text und Bild auf ganz spielerische Weise verbinden. Es entsteht eine
Geschichte, die den Kunstraum nach und nach in Besitz nimmt.
Re-formieren unter Einsatz von selbstgemachter Knete, einer Schreibmaschine, Buchstabenkeksen und Druckbuchstaben.
Ein Stapel Tageszeitungen macht uns deutlich wie die Zeit vergeht. Jeden Tag gibt es neue Nachrichten und Bilder, alle hinterlassen Spuren in unserm Gedächtnis. Wir fragen: Wie stellen Künstler
das Ende einer Lebensspur dar und was hat sie veranlasst? In der Ausstellung zeigen vier Künstler und eine Künstlerin Arbeiten, die ihre ganz persönliche Erfahrung mit dem Thema „Gegenüber Tod“
widerspiegeln. Teilweise arbeiten sie mit ungewöhnlichen Materialien, z. B. Recyclingmaterial oder sie zeichnen mit Blaubeersaft wie die Künstlerin Susanne von Bülow und nehmen dabei in Kauf,
dass die Bilder irgendwann verschwinden.
Bei einem Ausstellungsrundgang betrachten wir die Werke näher und tauschen uns über unsere Eindrücke aus. Danach entwickeln wir unsere+ eigenen“ Lebensspuren“, Bilder von der Kindheit oder von
heute.
In der Ausstellung „Gegenüber Tod“ konnten Kinder und Jugendliche, angeregt durch die Werke der KünstlerInnen ihre Ideen mit vergänglichen Materialien festhalten -eine Kartoffel als Druckstock,
Ton als wandelbare Formmasse, Kohle und Rote Beete als auswischbare Farbe…. Viele der entstanden Arbeiten reflektieren allgemeine Lebensabschnitte oder auch ganz persönliche Lebensspuren. Durch
das eigene kreative Arbeiten haben die Teilnehmenden die Werke der Ausstellung neu gesehen und sich auf individuelle Weise angeeignet.
Alle Fotos: Birgit Kannengießer | hase29 (sofern nicht anders benannt).